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Wir sind vermutlich die letzte Generation, der in der Kindheit fade war. Da gab es lange Durststrecken in den Ferien und die flirrende Langeweile im Krankenbett, um nur zwei Phasen mit gedehnter Zeit zu erwähnen. Aber dann, erst mit den Computern, später mit den Handys, begann die Zeit zu galoppieren, auswärts und daheim. Die Echtzeit begann ihre Herrschaft, und seitdem erwarten wir selbstverständlich, das alles gleich, jetzt und sofort passiert.

Also fast alle erwarten das, wir natürlich nicht. Wir sind Titanen der Gelassenheit, Heroen der Geduld, Adepten des Stoizismus. Wir können eine Sache auch einmal überschlafen, und vor allem, der langen Einleitung kurzer Sinn, unsere Obfrau schlafen lassen. Und deshalb geloben wir, unsere Anliegen nur zwischen Montag und Freitag, möglichst zwischen 9 und 18 Uhr, an sie heranzutragen. Wir lassen sie selbstverständlich zum Verschnaufen kommen, wir haben Zeit, wir haben Zeit, wir haben Zeit bis morgen.

Ihr jüngster Kinobesuch galt den "Giacomettis". Die Dokumentation zeigt anhand von Kunstwerken, persönlichen Briefen und Zeitzeugen die Geschichte der weltbekannten Schweizer Künstlerfamilie, der auch der Bildhauer und Maler Alberto Giacometti entstammt. Das war ein Filmabend, wie er Andrea Kask gefällt: Intelligentes, gefühlvolles Kino, das den Horizont erweitert. Diese Art von Kinoprogramm möchte die neue Gruppenleiterin der Community schmackhaft machen. Abseits des Hollywood-Kinos und der gehypten Blockbuster gibt es Bildwelten zu entdecken, die man sonst nicht so schnell sieht. Auch nicht im Fernsehen, auf das Andrea verzichten kann. "Ich habe nicht einmal einen Fernseher", sagt sie.

Deshalb hat sie vermutlich auch mehr Zeit für ein ganzes Bouquet verschiedenster Interessen: Theater, klassische Konzerte, Ausstellungen, Bücher, Reisen und interessante Gespräche zählt sie dazu. Zu ihren Leidenschaften zählen auch Pflanzen und Berge. Da verwundert es nicht, dass sie die Berge bis zur Wachstumsgrenze schätzt, darüber hinaus geht sie nicht so gerne. Im Sommer ist die Rax für sie ein besonders angenehmer Ort, "da oben ist es schön kühl".

Die studierte Informatikerin ist seit 2018 in Pension. Davor hat sie in der Software-Entwicklung gearbeitet, mit dem Schwerpunkt Software-Design und Softwareentwicklung. Der Beruf hat ihren Sinn für Planung und Analyse geschärft. Ohne diese Architektenarbeit können Software-Projekte grässlich scheitern, "ich habe da schon schlimme Dinge erlebt", erzählt Andrea. Es ist nicht nur im Bereich der IT ganz gut, einen Plan zu haben.

Ihre Kinovorlieben entwickelt sie allerdings gerne nach Gefühl. Sie lässt sich vom Falter-Kinoprogramm inspirieren, hört auf Freunde und Bekannte, die ihr Filme empfehlen. Ein Lieblingskino hat Andrea nicht, allerdings hat sie die Rockies in letzter Zeit öfter ins Actor-Kino geführt, das Angebot und die Beginnzeiten passten zufällig.

Beinahe hätte ich es vergessen, aber Andrea hat noch ein Angebot parat: Letzte Woche startete zum ersten Mal ihr Gedächtnistraining. Auf die Idee kam sie durch einen Beitrag in Radio Wien. Da mussten sich die Probanden zehn Wörter in kürzester Zeit merken, aber bei ihr blieben kaum eine Handvoll hängen. Da wäre also noch Luft nach oben.

Das Gedächtnistraining findet im Cafe Rathaus statt. Andrea möchte langsam beginnen, unter anderem mit Memory-Spielen und Wortketten-Schöpfungen. Der Endbuchstabe eines Wortes soll den Anfang eines neuen bilden. Mit solchen Übungen soll dem Kurzzeitgedächtnis und dem Arbeitsgedächtnis auf die Sprünge geholfen werden. Nach einer Stunde gibt es eine Feedbackrunde, danach werden die beliebtesten Spiele wiederholt. Insgesamt dauert so eine Zusammenkunft im Geiste so lange wie ein Fußballspiel. Da unser Gehirn sehr viel Kohlenstoff verbrennt, wenn es sich anstrengt, wird sich auch die imposante Kuchenvitrine des Kaffeehauses ein wenig leeren. "Mir ist es wichtig, dass wir nicht gegeneinander, sondern miteinander unser Gedächtnis trainieren", betont Andrea. Das klingt gemütlich, das merken wir uns gerne.

Im Parlament und im Palais Epstein

Gleich zwei Parlamentsführungen standen im ersten Monat des neuen Jahres 2024 - alles Gute allen Rockies auch auf diesem Wege! - auf dem Programm der Rocking Community: zum einen die Architekturführung im "richtigen" Parlamentsgebäude am Dr. Karl-Karl-Renner-Ring 3 am 10. Jänner, zum zweiten die Führung in der Dependance des Parlaments, dem Palais Epstein, gleich nebenan am Dr. Karl-Renner-Ring 1, 10 Tage später. Durch das "richtige" Parlamentsgebäude führte unser Guide Stefan Riedl bereits zum vierten Mal eine Rockies-Gruppe, im Epstein war es eine Premiere. Wobei es auch im "großen" Parlament insofern eine Neuigkeit gab, als erstmals Headsets zum Einsatz kamen, was die Verständigung nochmals erleichterte. Auch beim vierten Mal waren die Rockies beeindruckt von der großen Säulenhalle - um eine einzige der 16-Tonnen-schweren Marmorsäulen im vorvorigen Jahrhundert nach Wien zu transportieren, waren 32 Pferde notwendig! - , dem historischen Sitzungssaal mit dem spektakulären Glasdach oder dem riesigen Kronleuchter (Gewicht: 1 Tonne) im Bundesratssaal. Die umfangreichen Arbeiten im Zuge der Generalsanierung, die vor genau einem Jahr abgeschlossen werden konnten, wurden von Guide Stefan Riedl ausführlich dokumentiert. Im Reichsrat in Wien waren übrigens Abgeordnete aller acht in der österreichischen Reichshälfte gesprochenen Sprachen vertreten, das österreichische somit das erste vielsprachige Parlament der Geschichte. Dolmetscher gab es allerdings keine, man konnte einander also gegebenenfalls unübersetzt anbrüllen - was auch geschehen sein dürfte...

Das Parlament ist riesengroß - und doch nicht groß genug. Um alle heute benötigten Büroräumlichkeiten, alle Sprechzimmer unterbringen zu können, bedarf es einer Dependance. Praktischerweise steht gleich nebenan das ebenfalls von Theophil Hansen errichtete Palais Epstein, erbaut 1868 - 1871 im Auftrag des höchst kunstsinnigen Unternehmers und Bankiers Gustav Epstein mit prachtvollen Marmorsäulen, aufwändigen Stukkolustro-Arbeiten, einer imposanten Feststiege - über die wir selbstverständlich geschritten sind - , riesigen Repräsentationsräumen in der ehemaligen Beletage der Familie, einem Herrenzimmer und dem "Boudoir" genannten Damenzimmer, in dem wir lernen mussten, dass sich der Name vom französischen "bouder" herleitet, das "trotzen, grollen schmollen" bedeutet, was der weibliche Teil der Rockies-Gruppe überhaupt nicht einordnen konnte... Die durchaus dramatische Geschichte der Familie Epstein und ihres Palais wird Stefan Riedl den Rockies noch an den weiteren Führungsterminen im Februar und im März erläutern.

Bis dann, liebe Grüße! Désirée

Tapas & Rioja

Die kleine spanische Tapas Bar hat 30 Sitzplätze. Wir haben sie vollständig in Beschlag genommen. Der Seranoschinken, hauchdünn frisch aufgeschnitten, und der Rioja waren ein Traum. Die Bedienung war sehr nett, die Preise moderat und so hatten wir einen wirklich gelungenen Abend. Am meisten hat mich gefreut, dass neue Mitglieder dabei waren. Anscheinend hat es ihnen bei uns gut gefallen.

Liebe Grüße, Ingrid

Leuchtende Gewächse

Wir sind eingetaucht in eine stimmungsvolle Abendführung in den beleuchteten Gewächshäusern des botanischen Garten Graz. Im Anschluss blieb noch Zeit für ein Getränk im Café Purberg.

Schön war's, bis zum nächsten Mal - Ludmilla

Image by Hjanko, Public domain, via Wikimedia Commons

Walken, Yoga, Faszientraining, Wandern, Radfahren - die Rocking Community unternimmt viel für die körperliche Ertüchtigung. Doch auch die Kulturprogramme können sich sehen lassen. Die Matinee war letztens sehr gut besucht. Es gibt jetzt dank Andrea auch eine Kinosparte. Das Theater kommt auch nicht zu kurz. Obfrau Ingrid war bei Monikas Besuch im Theater Scala dabei und schwärmt: Der beste Cyrano (in der Fassung von Edmond Rostand), den sie jemals gesehen hat. Die romantische Geschichte des Helden mit der großen Nase, der einem Nebenbuhler selbstlos sein poetisches Talent leiht, ist zeitlos - und in Zeiten des Online-Datings vermutlich wieder en vogue. Seit Jahrzehnten habe sie sich nicht so gut unterhalten wie bei diesem Stück, das berührend und einfühlsam gespielt wurde, berichtet Ingrid. Wir werden das Theater Scala im Auge behalten.

Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße,
Franz